Freitag, 16. März 2012

Yucatan

please see english version below
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Am Wochenende machen wir einen Ausflug auf die andere Seite der Halbinsel und geben uns eine Überdosis Mayaruinen. Wir besuchen Mérida, die Haupstadt des Bundesstaates Yucatan und Tor zur Welt der Mayas. Die heutige Stadt hat fast eine Million Einwohner und neben Mexiko Stadt und Havana das ausgedehnteste historische Zentrum auf dem amerikanischen Kontinent. Bereits Jahrhunderte vor der spanischen Konquista war die Stadt, die den Namen T'ho (Stadt der fünf Hügel) trug, ein wichtiges Zentrum der Mayas. 1542 gründeten die Fransciscos de Montejo (Vater, Sohn und Neffe) die heutige Stadt an der gleichen Stelle, an der zuvor die fünf namengebenden Tempel der Maya-Metropole standen. Die Steine der Pyramiden wurden zur Erichtung der kolonialen Gebäude genutzt und auf diese Weise vollständig abgetragen. Wir besuchen das MACAY - das Museum für zeitgenössische Kunst und flanieren abends auf der Plaza Grande, wo zahlreiche Strassenkünstler und Händler um Aufmerksamkeit buhlen.

Am Sonntag fahren wir nach Uxmal, eine der bedeutendsten archäologischen Fundstätten aus der klassischen Periode der Maya-Kulturen im 9. und 10 Jahrhundert n.Chr. Heute ist diese wahrhaft beeindruckende Stadt mitten im hügeligen Buschwald von Puuc neben Chichén Itzá die am meisten besuchte Ruinenstätte Mexikos. Die Gebäudeensembles sind je nach ihrer Bedeutung in unterschiedlichen Ebenen angeordnet und stets in Sichtweite der anderen Bauwerke. Obwohl die Ruinen aufwendig restauriert wurden, weiss man nur sehr wenig über die Geschichte der Uxmal-Maya. Für mich ist es dennoch eine der intensivsten Ruinen-Besuche. Ich bin beeindruckt von den majestätischen Bauten und untersuche den, auch hier vorhandenen, Ballspielplatz genau. Darüber hinaus sind die allgegenwärtigen Leguane beliebtes Ziel meines Auslösers.
Chichén Iztá ist unser Ziel des kommenden Tages. Die Ruinenstadt ist neben Teotihuacán (Mexiko-Stadt) die grösste und bekannteste Ausgrabungsstätte in Mexiko und vor allem auf der Yucatekischen Halbinsel und seit 1988 Weltkulturerbe der UNESCO. Bereits vor Betreten der Anlage werden wir von allen Seiten von Souvenir-Händlern angesprochen. Drinnen herrscht ein ähnlich reges Händlertreiben. Überall werden billige Pyramidenmodelle aus Gips und "typische" Textilien angeboten. Trommelklänge hallen durch die Bäume und werden gelegentlich von Jaguarschreien untermalt, die die Händler durch das Pusten in entsprechend geformte Pfeifen produzieren. Der Tempel der gefiederten Schlange ist natürlich beeindruckend und heute spielen wir mal normale Touristen und lassen uns davor fürs Fotoalbum verewigen. Wie schon in Uxmal ist auch hier die Akustik beeindruckend und durch ein Händeklatschen kann man den Ruf des Quetzals weit oben in der Pyramide hören.

Als wir zum hiesigen juego de pelotas (dem Ballspielplatz) kommen, bin ich schon ein bisschen beeindruckt. Man hört hier (und ich schreibe) ja ständig vom Grössten, dem Ältesten, der Bedeutendsten usw, dieses juego jedoch ist wirklich unübersehbar das Allergrösste, was ich bisher gesehen habe. Die Bauweise unterscheidet sich je nach Region (erinnert Euch an die Bilder von Monte Alban und Cobá), alle juegos haben jedoch die beiden Ringe, durch die der Ball geworfen werden muss. Über die Jahrunderte haben sich die Spielregeln verändert und entwickelt, ich möchte Euch einen kleinen Einblick in das historische Spiel, wie wir es in Chichén hören, vermitteln: Es gibt keine zeitliche Beschränkung, ein Spiel kann einige Stunden gehen oder auch Tage. Gespielt wird mit der Hüfte, manchmal auch mit den Unterarmen oder mit Hilfsmitteln. Gespielt wird nur von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang und ein Spiel ist diese Betätigung im historischen Kontext nur im begrenzten Masse. Das Juego de Pelotas entscheidet über den Verlauf von Kriegen und Einzelschicksalen, es ist Orakel und nur die besten Krieger dürfen sich im Spiel messen. Die Sieger werden den Göttern geopfert (eventuell auch die Verlierer, die Quellen sind sich da nicht einig). Das juego wird mit einigen essenziellen Thematiken wie Astronomie, Krieg, Fruchtbarkeit und Kosmische Dualität symbolisch aufgeladen. Das Ballspiel repräsentiert den Kampf zwischen Tag und Nacht, zwischen Leben und Unterwelt.

Nach der ausgiebigen Bewunderung der Ballspielruine sehen wir die Plattform der Venus mit dem typischen Auge der Venus, betrachten mit leichtem Schaudern die Totenkopfmauer, auf welcher die Reliefe tausender Schädel verschiedener geopferter Feinde und Gefangener zu sehen sind und gelangen an die Heilige Cenote, die von einem tapferen, gepanzerten Krieger bewacht wird (ich kann wieder meine Leguan-Leidenschaft ausleben und schiesse ein Foto nach dem anderen). Diese Cenote ist ein fast kreisrundes Wasserloch und war für die Bewohner der Stadt eine wichtige Opferstädte. Noch heute fischen die Forscher Edelsteine, Gold und andere Artefakte aus dem dunkeln Wasser. Natürlich tauchten auch einige Skelette auf, allerdings muss man an dieser Stelle sagen, dass Menschenopfer in den prähispanischen Kulturen sicherlich eine grosse Rolle gespielt haben, aber das die Azteken und Maya in heutigen Reportagen als erstes mit blutigen Ritualen assoziiert werden, bei denen den Kriegern das Herz herausgerissen wird und deren Körper anschliessend die Stufen der Tempel heruntergeworfen werden, gehört eher in die späte, dekadente Phase und erhöht zudem die Einschaltquoten.

Erschöpft und ruinenmüde steigen wir schliesslich in den Bus und fahren nach Playa zurück. Die kommende Woche wird anstrengend, den am Freitag eröffnen wir eine kleine Ausstellung mit Benuz' Bildern im Discordia und bisher gibt es erst ein fertiges Bild. Kunst im Akkord heisst also das Motto der nächsten Tage. Die Ergebnisse könnt Ihr nächste Woche bewundern.

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We are going to the other side of Yuctan peninsula for an overdose of maya ruins this weekend. We visit Mérida, capital of Yucatan and doorway to the world of Maya. Todays city has almost a million inhabitants and among Mexico City and Havana the biggest historic centre of the Americas. The prehispanic city of T'ho (city of five hills) has already been an important capital for the Mayas. In 1542 the three Fransciscos de Montejo (father, son and nephew) foundet the actual city, they did so at exactly the same place, where the eponymous five pyramids of the mayan metropolis stood. Later all stones of the mayan pyramids where used to built the colonial city and therefore the anciant structures completely destroyed. We visit the MACAY - museum of contemporary art and stroll along the plaza grande at night, where street artists and merchants court for attention.

On Sunday we are heading to Uxmal, one of the most important archeological places of discovery concerning the classical period of Mayan cultures during the 9th and 10th century a.D. Today this truly impressive city in between the hilly bushlands of Puuc is one of the most visited (next to Chichén Itzá) ruin sites of Mexico. The buildings are arranged at different levels according to their importance and always at sight distance from each other. Though the ruins has been restored elaborately, little is known about the history of the Uxmal Mayan people. However this is one of the most intense visits for me. I am deeply impressed by the majestic buildings and there is another ball game court I am looking closer at. Furthermore there are plenty of iguanas who like to pose for my camera.

Chichén Itzá is our next days destination. The ruin city is - next to Teotihuacán (Mexiko city) - the biggest and most prominent ruin site in Mexico and especially of Yucatan peninsula and UNESCO worlds cultural heritage since 1988. There is an overwhelming amount of souvenir vendors in front of the entrance, who even increase entering the place. Cheap plaster pyramids and "typical" textiles can be purchased. Drumbeats echo through the trees and are accompanied by jaguar screams, caused by jaguar-like whistles. The temple of the feathered snake is clearly impressive and today we pretend to be normal tourists and make smiling fotos in front of the famous pyramid. Acoustic is stunning as it was in Uxmal and while clapping your hands you can produce a birdlike sound (Quetzal song) high above at the temple.
As we reach the local ball game, the juego de pelotas, I am more than a little impressed. Everything here is (and I write about that) the biggest, the oldest, the most important ... but believe me, this ball game is by far the greatest I have ever seen. Construction is different due to the region (remember pictures from Monte Alban and Cobá), but there are always the two rings the ball has to be pitched through. During the centuries rules have changed a lot I want to give you a little introduction into the ancient game, as we get to know in Chichén: there is no time limit, a game can last some hours or even days. The ball is moved with the hip, sometimes with the forarms or some other items. Game time is from sunrise to sundown and the juego de pelotas can be called a game only in a very limited meaning. It decides about wars and personal destinies, it is an oracle and only the most valient warriors shall be playing. The winner (ore the loser, there is no consensus among scientists) is sacrificed to the deities. Some special topics are connected to the juego like astronomy, war, fertility and cosmic duality. The ball game represents the battle between day and night, between life and netherworld.

After the intense admiration of the ball game court we visit the Venus plattform with its typical eye of the venus, see with a slight shudder the wall of the skulls, on which thousands of craniums of sacrificed enemies and prisoners can be seen and end up at the holy cenote which is guarded by an armoured warrior (another object of interest for my passion for iguanas). This cenote is a nearly circular water hole and was an important place for sacrifices for the Itzá people. Until today scientists retrieve gem stones, gold and other artefacts out of the dark water. Of course also some skeletons appear -  human sacrifices surely played a major role in prehispanic cultures, but todays TV reports focus on the bloody rituals of Mayas and Aztecs, where the warriors hearts are ripped off and their bodies afterwards thrown down the stairs of the temples, which is only part of the final and decadent period and certainly more helping to rise the audience rates than to reveal the historic facts.

Exhausted and tired of so much ruins we enter the bus and return to Playa. The coming week will be busy, because Benuz is having a little solo show on friday at the Discordia and there is only one painting done. Non-stop art production is therefore the motto for the next days. Outcome can be admired next week.

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